Sonntag, 19. Juli 2009
Bauchgefühl als Waffe
Freud soll gesagt haben, so die Anmerkung eines irischen Freundes, die Iren seien unerreichbar für die Psychoanalyse. Nun, es scheint ihnen nicht schlecht bekommen zu sein, denke ich, wenn ich meine letzten Seminare ("Führen in der Matrixorganisation") dort vor Augen habe: Interessierte Teilnehmer aus dem Management, reflektierend, humorvoll, in offenem Dialog miteinander und dem Trainer.
Am Ende im Feedback klare selbstreflexive Aussagen, was man für sich konkret an Lernen aus dem Seminar gezogen hat (nur am Rande: Gelegentlich tun sich Manager ja leichter mit der Bewertung, dass ein Seminar gut war als zu sagen, was sie für sich selbst daraus ziehen. Ist es eine Schande zu sagen, dass man etwas gelernt hat? KVP-Kultur Fehlanzeige???). Im Seminar stets ein respektvoll wertschätzendes Miteinander ohne jeden Versuch, psychologischer Deutungen und interpretativer Zuschreibungen.
Was hat das mit dem Titel des Posts zu tun?
Nun, ich stelle in unserer durchpsychologisierten Managementrealität in letzter Zeit öfter den Bezug auf ein imaginäres Bauchgefühl fest, wenn man sich aus der Verantwortung stehlen oder unangemessen Einfluss nehmen will. Und ich denke, dass manchmal zu ausschließlich die emotionale Seite in der Führungskommunikation bzw. im Führungstraining Berücksichtigung finden.
Nicht, dass ich persönlich die Bedeutung der Gefühlswelt auch nur im geringsten infrage stellen wollte.
Nur kommt sie mir manchmal arg strapaziert, instrumentalisiert und unaufrichtig vor. So mancher, der sich fast routinemäßig auf sein Bauchgefühl und das „Gefühle soll man ernst nehmen“ beruft, ist nach meinem Eindruck selbst am weitesten von seinen Gefühlen entfernt. Da ist auch viel Antrainiertes dabei, ohne hinreichende Authentizität.
So aber wird das Bauchgefühl als Waffe benutzt, als Instrument unfairer Dialektik, dem mit Argumenten – verstehen Sie doch bitte, es sind halt Gefühle! – natürlich schwer beizukommen ist.
Bauchgefühle, sie sind durchaus wichtig, gibt es, ja – aber so oft??? Und ohne, dass eine klare Aussage in Form einer (allerdings gelegentlich risikohafteren) eigenen mutigen Positionierung möglich wäre? - ...so sehe ich das, ich stelle mich Eurer Resonanz...
Wird das Bauchgefühl thematisiert, neigen andere manchmal allzu schnell dazu, das erst mal so hinzunehmen, selbst verständnisvoll einzuknicken.
Einfach mal nachfragen: Das würde ich gern besser verstehen... Und wenn dann geantwortet wird, „... ich sage ja, das ist nur so ein Gefühl, das kann ich nicht erklären, das müssen Sie jetzt erst mal so hinnehmen...“, bei wichtigen Themen ruhig gelassen bleiben und antworten: „Das reicht mir nicht in dieser Angelegenheit, ich möchte das gern klar haben ...“, ggf. vielleicht auf morgen vertagen oder auch den Mut haben, dieses unspezifische Bauchgefühl zu ignorieren.
Am Ende im Feedback klare selbstreflexive Aussagen, was man für sich konkret an Lernen aus dem Seminar gezogen hat (nur am Rande: Gelegentlich tun sich Manager ja leichter mit der Bewertung, dass ein Seminar gut war als zu sagen, was sie für sich selbst daraus ziehen. Ist es eine Schande zu sagen, dass man etwas gelernt hat? KVP-Kultur Fehlanzeige???). Im Seminar stets ein respektvoll wertschätzendes Miteinander ohne jeden Versuch, psychologischer Deutungen und interpretativer Zuschreibungen.
Was hat das mit dem Titel des Posts zu tun?
Nun, ich stelle in unserer durchpsychologisierten Managementrealität in letzter Zeit öfter den Bezug auf ein imaginäres Bauchgefühl fest, wenn man sich aus der Verantwortung stehlen oder unangemessen Einfluss nehmen will. Und ich denke, dass manchmal zu ausschließlich die emotionale Seite in der Führungskommunikation bzw. im Führungstraining Berücksichtigung finden.
Nicht, dass ich persönlich die Bedeutung der Gefühlswelt auch nur im geringsten infrage stellen wollte.
Nur kommt sie mir manchmal arg strapaziert, instrumentalisiert und unaufrichtig vor. So mancher, der sich fast routinemäßig auf sein Bauchgefühl und das „Gefühle soll man ernst nehmen“ beruft, ist nach meinem Eindruck selbst am weitesten von seinen Gefühlen entfernt. Da ist auch viel Antrainiertes dabei, ohne hinreichende Authentizität.
So aber wird das Bauchgefühl als Waffe benutzt, als Instrument unfairer Dialektik, dem mit Argumenten – verstehen Sie doch bitte, es sind halt Gefühle! – natürlich schwer beizukommen ist.
Bauchgefühle, sie sind durchaus wichtig, gibt es, ja – aber so oft??? Und ohne, dass eine klare Aussage in Form einer (allerdings gelegentlich risikohafteren) eigenen mutigen Positionierung möglich wäre? - ...so sehe ich das, ich stelle mich Eurer Resonanz...
Wird das Bauchgefühl thematisiert, neigen andere manchmal allzu schnell dazu, das erst mal so hinzunehmen, selbst verständnisvoll einzuknicken.
Einfach mal nachfragen: Das würde ich gern besser verstehen... Und wenn dann geantwortet wird, „... ich sage ja, das ist nur so ein Gefühl, das kann ich nicht erklären, das müssen Sie jetzt erst mal so hinnehmen...“, bei wichtigen Themen ruhig gelassen bleiben und antworten: „Das reicht mir nicht in dieser Angelegenheit, ich möchte das gern klar haben ...“, ggf. vielleicht auf morgen vertagen oder auch den Mut haben, dieses unspezifische Bauchgefühl zu ignorieren.
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